Ene Geschichte von Georg zu Bild Nr. 31203 und 31248
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DAS NEST

©2001 by Georg Mercator

 


Eingeschlossen in ihrem Latexanzug, genährt und beatmet von der sie völlig umgebenden Flüssigkeit, schritt Rachel durch den dichter werdenden Urwald Prakterias.

Mit einem Mal erhob sich vor ihr eines der Rieseninsekten. Hinter sich eine soeben nur mit Mühe durchquerte Wand aus zähen Pflanzenschlingen, neben sich nur undurchdringliches Geäst, saß Rachel in der Falle. Und was dann geschah, brauchte nur einen Augenblick. Zischend schossen mehrere Tentakel auf sie zu, schlangen sich um Oberkörper und Arme. Rachel verhielt sich still, wollte keinen Angriff provozieren. Sie erwartete einen erneuten Übergriff wie am Baum.

Doch dazu kam es nicht. Das Insekt drehte sich um, seiner Gefangenen einen Weg durch das Dickicht bahnend.

Rachel mußte dem Insekt folgen, ob sie wollte oder nicht. Die klebrigen Tentakel hatten sich mit ihrem Anzug verbunden, nichts konnte sie anscheinend lösen.

Allzuschnell lief die Kreatur nicht, so dass sie bequem Schritt halten konnte, aber auch wahrnahm, wohin der Weg führte. Es ging tiefer in den Urwald hinein, allerdings entlang eines Pfades, der von ungezählten Insektenfüssen festgetrampelt war. Doch dieser Pfad schien schon lange unbenutzt zu sein. Die Pflanzen hatten ihre Lianen und Äste schon wieder in ihn hineingeschoben. Ständig peitschten Pflanzenauswüchse auf Rachel herab.

Da endete der Pfad auf einer nahezu kreisrunden Lichtung. Auf dieser bildete die Mitte der Bewuchsfreien Fläche nicht etwa einer der Bäume, sondern es wölbte sich ein Hügel empor. Das Insekt begann diesen mit seiner Gefangenen im Schlepptau zu umrunden. An der dem Pfad gegenüberliegenden Seite befand sich eine Öffnung. Diese war allerdings mit einer gummiartigen, schwarzen Substanz verschlossen. Und das Insekt steuerte geradewegs darauf zu!

Überrascht nahm sie wahr, dass es ohne im Lauf innezuhalten durch den Verschluss des Eingangs hindurchdrang. Als Rachel selbst auf die Gummihaut prallte, blieb sie in dieser hängen, die Tentakel lösten sich.

Sie war gefangen. Nicht zu erstenmal, aber das machte die Sache nicht angenehmer. Sich von der Gummihaut abzustossen war unmöglich, so nachgiebig war das Material. Da bemerkte Rachel, wie sie mit dem Helm ins Innere der Höhle eindrang. Sie bewegte den Kopf, um sich einen Überblick zu verschaffen, als der Helm sich plötzlich auflöste. In der Hoffnung, sich nun gänzlich von der Umschließung befreien zu können, drängte sie mit ihrem Körper nach innen.

Doch das war nicht so einfach, und hatte nicht das erwartete Ergebnis. Ihr Körper überzog sich nun vollständig mit dem schwarzen Gummimaterial. Als sie sich im Inneren der Höhle endlich von dem Gummi gelöst hatte, war ihr gesamter Körper in einer nun schwarzen enganliegenden Hülle gefangen. Das Material saß ebenso fest auf der Haut wie der Latexanzug, in den sie der Baumsaft eingeschlossen hatte. Allein der Kopf blieb frei. Die Insektenforscherin nahm einen Atemzug. Es hatte sich durch ihren "Eintritt" in diese Höhle nichts geändert, sie wusste nun, dass der gesamte Raum mit der Flüssigkeit gefüllt sein mußte, die sie im Anzug umgeben hatte.

Bedrohlicher als alles bisherige erschien Rachel die neue Situation nicht. Sie blickte sich um. Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an das schwache, grünliche Licht. Allein durch die Latexhaut vor der Eingangsöffnung drang das Tageslicht ein. Im Hintergrund der Höhle nahm sie einige eiförmige Gebilde wahr, die auf kräftigen Stielen aus dem Boden zu wachsen schienen. Sanft wiegten diese sich hin und her. Nur schwach waren oberarmstarke Tentakel zu erkennen, die sie über diesen Gewächsen aufreckten, schwankend wie Anemonen im Seewasser. Von dem Insekt war keine Spur zu entdecken. Ohne sich noch einmal umzuwenden, war Rachel klar, dass sie nicht einfach wieder durch die Gummimembran dringen konnte, um diesen Ort zu verlassen. Es musste einen Grund haben, wenn sie hierher gebracht worden war. Um diesen herauszufinden, machte sie sich auf den Weg zu den Eiern.

Sie hatte nicht daran gedacht, sich nun innerhalb einer Flüssigkeit zu bewegen. Sie konnte sich nicht so leicht wie unter Wasser bewegen, wenn auch die Flüssigkeit ihrem Körper einen gewissen Auftrieb gab. So stiess sie sich ab, schwebte wie bei einem zeitlupenartigen Spitzentanz durch die dämmerige Höhle. Mit den Armen weitausholende Schwimmbewegungen machend, die allerdings in der zähen Flüssigkeit einiges an Kraft kosteten, konnte sie ihr Vorankommen wenigstens ein wenig beschleunigen.

So gelangte sie zur ersten der Pflanzen. Ob es sich wirklich um eine Pflanze handelte, konnte Rachel nicht feststellen. Sie beugte sich hinunter, um das Ding näher zu betrachten. An der Vorderseite zeigte sich eine Öffnung, aus der eine andere Flüssigkeit quoll, schwerer als die sie umgebende. Die Öffnung weitete sich, was Rachel mit ihrer Annäherung in Verbindung brachte. Dies veranlsste sie dazu, zurückzuweichen, doch sie hatte nicht an den schwankenden Tentakel gedacht.

Ohne sich dagegen wehren zu können, musste Rachel es hinnehmen, wie der kräftige Pflanzenausläufer ihren Kopf packte. Wie eine Puppe hob er sie dann an udn brachte die Frau mit Schwung gerade über das Ei. Rachel zog noch die Beine an, aber gerade in diesem Moment kam sie rittlings auf der Pflanze zu sitzen. Sofort wurden die Beine von glitschigen Tentakeln umsponnen und fixiert.


Nach einer Möglichkeit der Abwehr suchend, geriet Rachels rechte Hand in die Öffnung an der Vorderseite der Pflanze. Es fühlte sich an, als würde sie wieder in den Latextümpel fassen. Dieses Eindringen erweckte die Pflanze endgültig zu einem unheimlichen Leben.

Unter Rachel wölbte sich das eiförmige Oberteil auf, dehnte sich aus - und stülpte sich schließlich um. Durch die Fixierung ihrer Beine war es der Insektenforscherin völlig unmöglich, der Latexhaut zu entkommen, die sie nun völlig einschloss.

Weder Arme noch Beine konnte sie mehr als ein paar Zentimeter gegen das Material bewegen. Selbst die spitzen Hacken ihrer Stiefel durchdrangen es nicht. Die Sinnlosigkeit jeder Gegenwehr erkennend, beschränkte sich Rachel darauf, zu beobachten, was nun mit ihr geschah.

Die Pflanze veränderte sich weiter. Mit den wachsenden Tentakeln reckte sie ihre bewegungsunfähige Gefangene nach oben. Währenddessen löste sich das ihren Körper einschließende Material auf und die neue Gummihaut zog sich so weit zusammen, bis sie durchsichtig war. Rachel war nun unbeweglich fixiert. Damit kam der Prozeß zu einem Halt. Rachel bemerkte nur, dass sich der Latex-Kokon nahe am Stamm der Pflanze öffnete, und damit in der Höhe ihrer intimsten Öffnungen. Das sogleich einsetzende Gwimmel von Tentakeln um sich herum liess sie ahnen, was nun kommen sollte.

Und mit einem lustvollen Stöhnen, soweit diese unter den Bedingungen der ihre Lungen füllenden Flüssigkeit möglich war, begrüsste sie die in beide Öffnungen eindringenen Tentakel.


War schon die am Baum erfolgte Penetration durch das Insekt eine Orgie der Lust gewesen, so erschien ihr dieses zweite aufgezwungene Eindringen doch noch als eine Steigerung. So sehr sie sich auch hingeben wollte und sich hingab, wunderte sie sich in ihrem Inneren doch darüber, weshalb diese Pflanzen und diese Insekten einer menschlichen Frau eine solche Lust bereiten konnten. Wo war der Zusammenhang? Doch zu weiteren Gedanken war sie nicht mehr fähig ...

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